
Ich glaube... ihr müsst euch leider Sorgen um mich machen. Weil gestern etwas passiert ist, das den Verdacht nahelegt, dass mit mir etwas nicht stimmt. Oder - um es deutlicher auszudrücken - ich glaube, dass ich spinne. Warum? Nun, das muss ich etwas ausführlicher erklären...
Als aufmerksame Leserinnen und Leser wisst ihr vermutlich mittlerweile, dass es etwas gibt, vor dem ich wirklich richtig Angst habe ... dem ich möglichst aus dem Weg gehe und bei dessen Anblick ich spontan Ganzkörper-Gänsehaut bekomme.... Ihr kennt meinen persönlichen "Schacht des Grauens" und meine jährliche Horrorstory... und ihr könnt euch vermutlich vorstellen, dass ich in den letzten Jahren bereits ein paar Mal darüber nachgedacht habe, meinen Schuppen, mein Gewächshaus oder auch meine Laube spontan niederzubrennen, wenn sich dort einer meiner persönlichen Endgegner gezeigt hat...
Ich habe es zum Glück nicht getan und bin im Laufe der Zeit sogar ein wenig entspannter geworden. Zumindest so entspannt, dass ich nicht mehr schreiend weglaufe, sobald ich eine SPINNE sehe.... ich kann mittlerweile auch ohne Ganzkörper-Vermummung meinen Schuppen betreten, obwohl dort jede Menge Spinnweben hängen (die ja ein stichhaltiger Beweis für die Anwesenheit ihrer "Erbauer" sind). Und ich schaffe es, die Fassung zu bewahren, wenn ich versehentlich ein Spinnennetz oder einen Faden berührt habe (zumindest meistens)... aber mehr ist nicht drin und ich bleibe dabei: ich mag keine Spinnen, gehe ihnen aus dem Weg und habe Angst vor ihnen, obwohl sie sehr viel kleiner sind als ich.
Und vlelleicht könnt ihr euch vorstellen, wie begeistert ich war, als ich vor ein paar Wochen entdeckt habe, dass sich eine kleine schwarzgelbe Spinne mitten in meinem Lampenputzergras am Eingang des Gartens häuslich eingerichtet hatte. Plötzlich war sie da, saß lauernd in ihrem filigranen Netz und wartete aufs Frühstück... ich zuckte zusammen, spürte die Gänsehaut über meinen Körper wandern... ging instinktiv einen Schritt zurück und... dann todesmutig an ihr vorbei. Denn das musste ich, weil mich Frau Spinne von meinem Garten trennte. Und das war definitiv ein Notfall - oder eine Frage der Prioritäten.
Ich verdrängte den Gedanken an meinen achtbeinigen "Türsteher" gleich wieder und hielt mich für den Rest des Tages sicherheitshalber im anderen Teil des Gartens auf... in der Hoffnung, dass Frau Spinne einsieht, dass wir nicht zusammenpassen... bis ich abends nach Hause ging und schon von Weitem erkannte, dass meine Hoffnung vergebens war 🙈 Mit größtmöglichem Abstand ging ich am Gras und seiner neuen Bewohnerin vorbei, warf ihr einen kurzen Blick zu und dachte - ich kann es heute noch nicht fassen - dass sie ja schon irgendwie niedlich aussieht... so klein und kunstvoll gemustert. Dann kam die Gänsehaut und ich ging nach Hause.
Am nächsten Tag war klar, dass Frau Spinne es ernst meinte und wohl eher nicht vorhatte, wieder zu gehen. Was ja eigentlich ein Zeichen von gutem Geschmack darstellt. Und weil ich ja alle Lebewesen leben lasse... entschied ich mich für gnadenlose Akzeptanz und ergab mich in mein Schicksal. Neben meiner Gartentaube Olga hatte ich jetzt also auch offiziell eine Gartenspinne und gab ihr - aus Verniedlichungsgründen und weil das eben dazugehört - einen Namen, der von ihrer Färbung inspiriert wurde: Frau Maja...
Und so lebten wir friedlich und ohne nähere Kontakte eine Weile zusammen. Frau Maja wuchs, erweiterte ihr Netz und saß tagein und tagaus mittendrin. Und manchmal (aber das dürft ihr niemandem verraten)... sagte ich im Vorbeigehen sogar leise "Guten Morgen" und vergaß die Gänsehaut und dass ich Angst vor Spinnen habe... irgendwie freute ich mich sogar fast ein bisschen, dass sie da war...
Und gestern dann... als ich morgens im Garten ankam und am Gras vorbei ging... war sie weg. Das Netz glitzerte in der Sonne, aber Frau Maja war nirgends zu sehen. Ich schaute links und rechts, auf dem Boden und sicherheitshalber nochmal im Netz. Aber ... keine Spinne weit und breit. Ich ging weiter und merkte, dass irgendwas nicht stimmte... ich war tatsächlich traurig. Traurig, weil KEINE Spinne da war 😱
Und das, ihr Lieben ist wohl ein klarer Beweis dafür, dass ich spinne... oder was denkt ihr?
Auf jeden Fall ist es ein Zeichen dafür, dass mein Garten und seine Bewohner mich verändert haben. Und vermutlich ist das keine negative Veränderung. Aber Gedanken mache ich mir trotzdem. Und hoffe, dass es Frau Maja gut geht und sie irgendwo anders ein neues Netz gewebt hat... vielleicht ja sogar in meinem Garten 😉
Jetzt wünsche ich euch einen schönen Tag mit ganz viel Sonnenschein. Ich gönne mir jetzt noch einen Kaffee und trinke auf einen treuen Leser, der spätestens ab heute ein alter Mann ist (sich aber trotzdem ziemlich gut gehalten hat 😉). Happy Birthday lieber Christian ❤️
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