"Bevor du über mich und mein Leben urteilst, zieh meine Schuhe an und geh meinen Weg." Ein Spruch, der vermutlich von einer indianischen Weisheit abstammt, die es etwas anders ausdrückt: „Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn du ihn verstehen willst." Und ein Thema, über das ich in den letzten Monaten aus persönlichen Gründen und gestern aus gegebenem Anlass nachgedacht habe. Was vielleicht etwas intensiver aufgefallen ist, als ursprünglich gedacht. Aber ich hatte ja jede Menge Zeit - weil ich Dank des doofen Virus meinen Familientag absagen musste.
Zum Glück konnte mir aber niemand meinen Morgenkaffee im Garten nehmen und den habe ich genutzt, um mit meiner Freundin zu telefonieren. Und wir haben gemeinsam ein bisschen über die Tatsache nachgedacht, dass wir Menschen zuweilen schnell dazu neigen, das Verhalten Anderer zu verurteilen. Dabei nehmen wir uns selten ausreichend Zeit, um uns in die Situation des anderen hineinzuversetzen.
Oft beurteilen wir ein Detail, eine Verhaltensweise, eine Situation...ohne das ganze Bild zu kennen. Wir bewerten einen einzigen Aspekt dessen, was den anderen Menschen ausmacht. Einen kleinen Bruchteil losgelöst aus dem Kontext - ein isoliertes Puzzlestück. Und meinen es meistens gut. Wir sind solidarisch mit Freundinnen, häufig parteiisch und selten objektiv. Was uns vielleicht sogar ehrt - die Welt aber leider nicht besser macht.
Wir alle haben unsere eigene Geschichte, sind durch Erfahrungen und Situationen gegangen, die unseren Blick auf die Dinge und die Welt geprägt haben. Wir alle haben unser eigene Geschichte und damit unsere eigenen Gründe, uns auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten - oder eben auch nicht zu verhalten. Doch maximal im Ausnahmefall sind diese Beweggründe für das Gegenüber klar ersichtlich. Was wir sehen können, ist lediglich das Resultat – ein bestimmtes Verhalten - der sichtbare Teil des Eisbergs...
Und wie wir wissen, ist der unsichtbare sehr viel größer. Deshalb könnten wir uns wohl eher an einem Sprichwort unbekannter Herkunft orientieren:
„Urteile nicht über das Leben anderer.Jeder hat einen Weg hinter sich, von dem du nicht weißt, ob du ihn hättest gehen können.“
Und in diesem Sinne... plädiere ich ganz klar dafür, dass wir zukünftig lieber zweimal hinschauen, bevor wir einmal verurteilen. Das wäre zumindest ein guter Anfang.
Und wenn ich das richtig sehe... hat die neue Woche auch einen guten Anfang. Ich fühle mich wieder deutlich besser und Coco hat sich auch nicht erschrocken, als ich aus dem Schlafzimmer gekommen bin. Was ich insgesamt als gutes Zeichen werte. Deshalb koche ich mit jetzt einen Kaffee und werde dann einen virusgerechten Arbeitsversuch starten. Ich wünsche euch einen guten Start und einen schönen Montag. Bis morgen 💚
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